Sogar mit mehr als 100 Jahren schmeißt sich das Café Kohleschuppen im Stöffel-Park immer wieder in Schale. Es erfindet sich nicht neu, es wird neu erfunden. Dafür sorgen die mehrfach im Jahr wechselnden Kunstausstellungen.
Aktuell ist es die von der Künstlerin Judith Boy, die mit Mut zur Farbe und experimenteller Freude ihre Inspirationen umsetzt. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 27. April 2025.
Sie selbst ist ebenfalls eine beeindruckende Erscheinung. Gerne trägt die grazile Frau selbst gefertigte Kleidung. Und wenn ihr die (Kunst-)Situation passend erscheint, baut sie spontan eine Performance ein. Das Tüpfelchen auf dem i: Weltoffen wie sie ist, spricht sie selbstbewusst einen gepflegten Pfälzer Dialekt. Judith Boy, eine professionelle Künstlerin und Vizepräsidentin der GEDOK-Regionalgruppe Wiesbaden/Mainz, lebt im Landkreis Kusel sowie auf Sizilien.
Kunst von Kindesbeinen an
1969 in Pirmasens geboren, interessierte sich schon früh für kreative Bereiche. „Schon mein Opa und Uropa haben gemalt“, erzählt sie.
Ihr Großvater unterrichtet sie darin. Sie erlernt das Nähen und studiert zunächst Modedesign, wendet sich dann aber lieber der Bildenden Kunst zu. Sie führt eine Zeitlang eine Galerie in Freiburg. Außerdem beschäftigt sie sich intensiv mit mittelalterlichen Pflanzenfarben und Färbetechniken.
Vielfalt der Mittel
Ihre im Stöffel-Park ausgestellten abstrakten Bilder, die zumeist collagenartig angefertigt sind, beziehen teils den Rahmen mit ein, einige sind auf runden Malgründen aufgetragen worden und integrieren Lavasand, Flechten und Pflanzenfarben. Judith Boy arbeitet mit Spachteltechnik und Abdrücken.
Und wenn sie Rötel verwendet, nutzt sie die Mineralfarbe aus dem heimischen Boden. (Schon die Neandertaler nutzen Rötel vor mehr als 60.000 Jahren, wie Höhlenzeichnungen in Spanien beweisen.) Und ihre Zeichenkohle stammt aus dem Feuer.
Natur ist ihr Thema
„Natur ist mein Thema“, sagt Judith Boy. Und im Umkehrschluss auch der Naturschutz. Ein Werk stellt eine brennende Erdkugel dar. Daneben ist „Corallina“ zu sehen, das eine sogartige, fast dreidimensionale, Wirkung entfaltet. Je nach Lichteinfall scheinen aus der Tiefe violette Farben durchzuscheinen. Für dieses Korallenbild hat sie spezielle Pigmente aus Sizilien verwendet, wie sie Carmen Engel vom Stöffel-Park bei der Vernissage erläutert.
Füßen im Boden, Feuer im Herzen, Kopf in den Wolken
Es ergibt sich eine Art Gesamtbild der Künstlerin und ihrer Werke: geerdet und spirituell frei für fantasievolle, schöpferische Entfaltung. Als Titel für die Ausstellung wählte sie „Feuer – Rinascimento“, entsprechend des Ausstellungsorts, der durch vulkanische Tätigkeit geprägt ist und der ein Kraftort für sie darstellt. Sie mag den Westerwald, hatte auch bereits eine Ausstellung in Montabaur. Ihr Ziel? „Ich versuche, Freude und Energie weiterzugeben“, sagt Judith Boy.
Weitere Infos zu der professionellen Künstlerin sind auf Wikipedia nachzulesen.
- Kontakt zur Künstlerin: , Homepage: https://www.judith-boy-art.com/
Hinweis für Besucher: Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 27. April, zu sehen. Das Café ist von 13-18 Uhr sonn- und feiertags geöffnet. Ansonsten wird die Räumlichkeit auf Nachfrage zu den Eintrittszeiten des Stöffel-Parks geöffnet, Telefon 02661/9809800. Die Ausstellung selbst ist kostenfrei zu besuchen. (tast)