Das TERTIÄRUM – Erdgeschichte für groß und klein
Im TERTIÄRUM, das im April 20216 eröffnet wurde, können Besucher die Atmosphäre längst vergangener Zeiten regelrecht spüren: In rot glühendes Licht getaucht erzählt die beeindruckende Ausstellung vom Hühnervogel und Kormoran, vom karpfenartigen Fisch und dem Salamander und vielen anderen Lebewesen.
Kleiner Exkurs – für alle, die lieber hören als lesen
Die SWR-Journalistin Anke Sprenger hat den Paläontologen Dr. Michael Wuttke interviewt und gemeinsam mit ihm das Erdzeitalter Tertiär lebendig werden lassen. Einfach auf PLAY klicken:
Ausgegraben, präpariert, verwahrt
Seit 1992 haben Paläontologen Tiere und Pflanzen gewissenhaft ausgegraben, präpariert und verwahrt. Die meisten Fossilien – allen voran die berühmte „Stöffel-Maus“ – sind sehr gut erhalten und haben Wissenschaftlern tiefe Einblicke in das Erdzeitalter Tertiär verschafft. Dank der Blattfunde konnte der Wald am Stöffel-See rekonstruiert werden. So war es möglich, den Lebensraum der Tiere 25 Millionen Jahre vor unserer Zeit sehr genau nachzuzeichnen.
Fragen über Fragen
Doch noch während man staunt, drängen sich schon die ersten Fragen auf: Wie entstehen Fossilien überhaupt? Und woher weiß man, wie alt sie sind? Wie kam denn die Stöffel-Maus in den See? Auf diese und viele andere Fragen finden Besucher im TERTIÄRUM leicht verständliche und wissenschaftlich fundierte Antworten.
Die Stöffel-Tiere sind nach Hause gekommen
In mit viel Liebe zum Detail gestalteten Räumen werden seit April 2016 die Original-Exponate der Grabungen am Stöffel ausgestellt. Die Fossilien, die unter der Grabungsleitung von Dr. Michael Wuttke während der letzten Jahrzehnte am Stöffel geborgen wurden, wurden bislang im Keller der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie/Erdgeschichte (GDKE) in Mainz aufbewahrt.
Doch jetzt sind sie zurückgekehrt – in ihre ursprüngliche Heimat. Besonders spektakulär: Die Original Stöffel-Maus! Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes mit „Haut und Haar“ erhalten geblieben und ist bis heute der älteste Nachweis, dass es Nagetiere gegeben hat, die sich mittels Gleitflug fortbewegen konnten. Das macht die Stöffel-Maus zum sogenannten „Leitfossil“.
Eintauchen in das Zeitalter des Tertiärs
Das TERTIÄRUM ist so konzipiert, dass der Besucher in die Geschichte des Tertiärs und seine Tier und Pflanzenwelt regelrecht eintauchen kann.
Von einem Hauptraum gehen fünf kleinere Räume ab. Jeder dieser Räume hat einen Themenschwerpunkt.
Im ersten Raum erfahren Besucher Interessantes über die Farben der Fossilien und darüber, wie Haut, Haare oder Federn ihre Färbung erhalten. Aber auch weitere erstaunliche Erkenntnisse nehmen die Besucher mit: Warum hatte der Hühnervogel Steinchen im Magen? Und was macht eine Tsetsefliege am Stöffel?
Der zweite Raum widmet sich dem Leben im Wasser. Besucher lernen hier 20 cm große Riesenkaulquappen, Frösche, Salamander und karpfenartige Fische kennen. Die Informationen werden ganz spielerisch vermittelt: Gucklöcher laden zum Durchschauen ein, bewegliche Infotafeln erzählen vom Leben im See.
Im dritten Raum begegnen die Besucher dann Krokodilen, Bachschildkröten und Kormoranen.
Auch das gibt es im TERTIÄRUM – ein kleines Kinderparadies
Der vierte Raum ist speziell für die jungen Besucher konzipiert. In ihm findet sich ein Wimmelbild, das Tine Kaiser, Bildende Künstlerin von m3baukunst Architekten, geschaffen hat. Es lädt dazu ein, sich in die Zeit von vor 25 Millionen Jahren fallen zu lassen. In der üppigen Natur befinden sich unzählige Tiere, die von den kleinen Forschern entdeckt werden wollen. Da – auf dem Blatt, eine Libelle! Und dort! Ein kleiner Frosch! Und wo ist die Stöffel-Maus?
Ein goldener Schrein für die Stöffel-Maus
Der fünfte Raum nun beherbergt den Star des TERTIÄRUMs – die Stöffel-Maus. Das mausähnliche Nagetier hat hier einen Ehrenplatz erhalten: einen goldenen Schrein.
Die Arbeit der Paläontologen
Wer die vielen Fossilien betrachtet hat, wird sicherlich immer noch Fragen haben – zum Beispiel zur Arbeit der Paläontologen, die die Fossilien aus ihrem Ölschiefermantel befreit haben. Im Hauptraum gibt es Antworten: Wie wird das Alter der Fossilien bestimmt? Wie werden Fossilien aufbewahrt, nachdem sie ausgegraben wurden? Und warum finden sich so viele Fossilien im Ölschiefer?
Nach einem Besuch im TERTIÄRUM betrachtet man den Stöffel-Park auf einem Spaziergang ganz bestimmt mit anderen Augen. Auf jeden Fall mit den Augen des Wissenden.
Das TERTIÄRUM kann täglich während der Öffnungszeiten des Stöffel-Parks besucht werden.
Konzept und Ausführung
Das TERTIÄRUM ist von dem Architekturbüro Bernd Freihaut (m3baukunst Architekten BDA, Darmstadt) konzipiert und umgesetzt worden. Alle Infotexte im TERTIÄRUM stammen von Tine Kaiser, m3baukunst Architekten, in Kooperation mit Dr. Michael Wuttke.
(Fotos: Uwe Rose)