Spuren eines gelungenen Kunstprojekts im Stöffel-Park sind bei einem Gang durch’s Gelände zu finden: mal ganz klein wie einige Metallkonstruktionen, an denen der Blick eher zufällig hängenbleibt, dann wieder weithin sichtbar wie die große Holzkonstruktion mit flatternden weißen Bändern im kleinen See. Was ist denn das alles?
Was steckt dahinter?
Es sind Werke eines Kunstprojekts des Europahauses Marienberg, gefördert von Erasmus+. Innerhalb dieser interkulturellen Schülerbegegnung wurde auf die Weise die Gelegenheit geboten, sich zu reflektieren und neue Erfahrungsräume zu erschließen.
Eine 40-köpfige Gruppe junger Menschen aus Polen, Tschechien, Bulgarien und Deutschland hat im Stöffel-Park im Sommer 2023 mit vollem Einsatz den Themenbereich „Vom Senden und Empfangen“ kreativ umgesetzt.
Konzeption, Ideen und Durchführung lagen in den Händen von Künstlerin Tanja Corbach (Steimel) sowie Organisator Anselm Sellen und Anna Mauersberger (beide heartwire.org) und der Jugendkunstschule Altenkirchen.
Kunst als Brücke
„Es ging darum, ein Gefühl für den Ort zu bekommen, sich selbst zu (er-)finden, über künstlerische Prozesse zum guten Miteinander zu kommen“, erklärt Corbach. Die Teilnehmer gingen in drei Gruppen vor, bei denen die Elemente einbezogen wurden. Erde, Feuer, Wasser und Wind. Unterstützt wurde das leitende Kreativteam von Hansjörg Beck (der durch seine Schweiß-Workshops im Stöffel-Park bekannt ist) und Lukas Ullrich (Heartwire).
Neue Erfahrungsräume geschaffen
„Es war besonders schön, dass eng am Thema gearbeitet wurde“, hebt Künstlerin Corbach hervor. Was will ich, wie will ich sein, wie gehe ich mit Informationen um… Das stand im Mittelpunkt.
„Die Menschen haben stundenlang draußen gearbeitet, ohne aufs Handy zu gucken. Sie wurden kreativ, haben sich richtig müde gearbeitet, gingen voll in die Körperlichkeit“, freut sich die Künstlerin. Auch die Natur war eine große Komponente, stellt sie fest. Die meisten erfahren sie heute selten so intensiv. Und sie stellt fest: „Nachher gab es auch etwas untereinander zu erzählen.“
Die gemeinsamen Erfahrungen und Ideen brachten sie zueinander.
Tatsächlich haben die Jugendlichen neue Erfahrungsräume geschaffen. Ein Weidentunnel, der hoffentlich anwächst, wurde zum Beispiel bereits von einer Kinder-Besuchergruppe aufgesucht und als geheimer Gang gefeiert. Sie gelangten dorthin, weil der Mind-Mixer ihre Aufmerksamkeit auf sich zog…
Der MIND-MIXER
Gülden steht der „Mind-Mixer“ vor der Abräumhalde, auf der weit oben der Namenszug Stöffel-Park prangt. Wie ein Altar, ein spirituelles Objekt, lugt es aus dem Grün hervor. Ein Weg führt dahin, auf den letzten Metern über einige Basaltstufen, die von den Jugendlichen des Kunstprojekts ebenfalls angelegt wurden.
„Die Idee ist, dass man hier die Möglichkeit nutzen kann, das Leben mit einem gewissen Abstand zu betrachten, neue Aspekte wahrzunehmen und Dinge mal nicht persönlich zu sehen. Es geht um die Frage: Wer möchte ich sein? Dabei einmal loslassen von „Ich habe aber recht“ und merken, dass es halt nicht immer darum geht. Und ich suche mir selber aus, mit was ich wirklich in Resonanz gehen will“, erläutert Tanja Corbach.
Unterstützt wird diese Loslösung von beengenden Denkmustern und auch von Fremdbildern durch die kaleidoskopartige Spiegelkonstruktion in der Nähe und den Blick auf ein Kunstwerk, das die Künstlerin vor vielen Jahren im Stöffel-Park schuf: das Steinlabyrinth. „Es lädt ein, sich selbst neu zu verorten.“
Bilder aus dem Schaffensprozess
Wen die Atmosphäre und die beeindruckenden Bilder vom Schaffensprozess interessieren, schaut einfach bei Heartwire rein. Entweder allgemein auf Projekte oder gleich zum Projekt im Stöffel-Park.
(Fotos und Text: Tatjana Steindorf)