Hendrik Geyer, Biologe der Stiftung Natur und Umwelt (SNU) Rheinland-Pfalz, führte als Projektmanager eine Gruppe Interessierter, bei überraschend schönem Wetter, ins ArtenFinder-Projekt im Stöffel-Park ein.
Es gibt viele Orte und Gelegenheiten, um die Natur und ihre Bewohner zu beobachten. Mit dem ArtenFinder können diese erfasst, geteilt, eigene Analysen durchgeführt und Funde dem Naturschutz zur Verfügung gestellt werden, so die Stiftung.
So läuft es!
Dabei werden gesehene Tiere, Pflanzen und Pilze per Foto oder Tonaufnahme dokumentiert, im ArtenFinder hochgeladen und veröffentlichte Meldungen geprüft und dem Naturschutz bereitgestellt. Erxpert:innen der SNU überprüfen veröffentlichte Meldungen. diese geprüften Beobachtungsdaten gehen in die zentrale Artendatenbank des Landes RLP (LANIA) ein und stehen hier den Akteuren aus Naturschutz, Forschung und Umweltplanung zur Verfügung.
Die Landesdatenbanken bilden die Grundlage für Artenhilfsprogramme, die Anpassung von Bauprojekten und Ausgleichsmaßnahmen und werden auch für die Erstellung von Roten Listen berücksichtigt.
Ab ins Grüne
Nach dieser Einführung schickte Hendrik Geyer (auf dem Foto unten mit Kappe bekleidet) die Teilnehmer mit Lupengläsern auch gleich ins Gelände, um Insekten und anderes Getier zu fangen.
Eigenschaften und Fangmethoden verschiedener Spinnenarten erläuterte der Biologe und auch den Unterschied zwischen Käfern mit ihren beißend/kauenden und Wanzen mit stechenden/saugenden Mundwerkzeugen.
Besondere Funde: die Rote Mordwanze
Zu den besonderen Funden an diesem Tag im Erlebnisgarten zählte die eher seltene Rote Mordwanze (Rhynocoris iracundus, auf dem Foto unten auf dem Blatt Papier zu sehen), die ihre Vorliebe für eine warme Umgebung im ehemaligen Steinbruch des Stöffel-Parks findet. Sie lebt ausschließlich räuberisch von anderen Gliederfüßern, die sie durch den Stich mit ihrem Rüssel tötet. Auch für den Menschen ist dieser Stich sehr schmerzhaft.
Der Totengräber Käfer
Weiter konnte die Gruppe ein Paar Totengräber Käfer (Nicrophorus) beim Verzehr einer toten Spitzmaus beobachten (s. Foto). Dabei untergraben die Käfer zur Fortpflanzungszeit (je nach Art Mai bis August) das Aas, bis es sich im Boden absinkt. Im Anschluss wird ein schräger Gang ins Erdreich angelegt und der Kadaver hinterhergezogen. Durch dieses Ziehen verformt sich die Leiche mehr und mehr zur sogenannten Aaskugel, die als Versorgung ihrer Brut dient.
Die Gottesanbeterin
Neben Ackerhummel, verschiedenen Wildbienen, Marienkäfer und Gammaeule (einer der bekanntesten Nachtfalter), war zweifelsohne eine imposante Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa), die sich, erkennbar an dem prallen Hinterleib, kurz vor der Eiablage befand. Nach der Paarung wird das Männchen vom Weibchen gefressen.
Einige Tage nach der Begattung werden 200 bis 300 Eier gelegt (das Weibchen stirbt kurz danach), die durch eine schnell härtende, schaumige Eiweißmasse geschützt werden, der Bauschaum ähnelt, so der Biologe. Hierin überwintern, ausgezeichnet isoliert, die Embryonen, um dann im Mai bzw. Juni des Folgejahres zu schlüpfen und sich mindestens 5-mal Häuten müssen, bis sie das Erwachsenenstadium erreichen und sich wiederum paaren können.
Diese Wärme liebende Fangschrecke steht auf der Roten Liste und genießt per Gesetz besonderen Schutz. Zu ihrem Beutespektrum gehören Heuschrecken und Grillen, aber auch Schmetterlinge und andere Gliederfüßer, die sie bei lebendigem Leib frisst. Dabei sitzt sie gerne auf Besengingster, Goldruten, Rainfarn oder Johanniskräutern und lauert dort ihrer Beute auf.
Für Experten ist sie ein Marker für die Erwärmung unseres Klimas. Auch deshalb wird ihr Vorkommen wissenschaftlich erfasst.
Der Stöffelverein bedankte sich bei Hendrik Geyer für die spannenden Einblicke in die Insekten- und Spinnenwelt und hofft auf eine baldige Wiederholung des ArtenFinder im Stöffel-Park.
Weitere Informationen unter: ArtenFinder rlp